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Die Armut in Deutschland erreicht im Pandemiejahr 2020 einen neuen Höchststand. Die Armutsquote ist im Vergleich zum Vorjahr jedoch nur geringfügig gestiegen – auch dank der sozial- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Bundesregierung. Das ist das Ergebnis des Armutsberichts für das Jahr 2020, den der Paritätische Gesamtverband heute vorgestellt hat. „Die Corona-Pandemie hat besonders die Menschen getroffen, die ohnehin schon benachteiligt waren“, so Margit Berndl, Vorstand des Paritätischen in Bayern. Es waren Beschäftigte im Niedriglohnbereich, z.B. in der Gastronomie und Hotelgewerbe, sowie Selbstständige die die größten Einkommensverluste während der Pandemie hatten.
Bayern steht im bundesweiten Vergleich mit 11,6 Prozent Armutsgefährdung am besten da. „Das führt dazu, dass Armut in Bayern auf der politischen Agenda nicht vorkommt“, kritisiert Berndl. Dabei gibt es auch in Bayern großen Handlungsbedarf. Eine der am stärksten steigenden Formen der Armut ist die Altersarmut. „Hier ist Bayern trauriger Spitzenreiter“, so Berndl.
Fast ein Viertel der Frauen in Bayern sind von Altersarmut betroffen
In Bayern ist die Armutsgefährdung älterer Menschen deutschlandweit mit 21 Prozent am höchsten – gemessen am Landesmedian, der die unterschiedlichen Einkommens- und Preisniveaus in den Bundesländern berücksichtigt. Frauen sind besonders von Altersarmut betroffen. In Bayern fast ein Viertel. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: Frauen arbeiten besonders häufig im Niedriglohnbereich. Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit. „Typische“ Frauenberufe – also vor allem Sorge- und Dienstleistungsberufe – sind deutlich schlechter bezahlt. Auch das führt zu niedrigerer Rente im Alter. Und in Bayern waren viele Frauen in der Landwirtschaft tätig und haben nicht in die Versorgungskassen eingezahlt.
Altersarmut wird weiter steigen, weil immer mehr Menschen mit brüchigen Erwerbsbiographien in Rente gehen. „Der Koalitionsvertrag erkennt diese alarmierende Entwicklung nicht an. Um Altersarmut zu verhindern, brauchen wir eine Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und eine Mindestrente“, fordert Berndl.
Außerdem muss die Pflegeversicherung reformiert werden. Die Rente reicht oft nicht, um die eigene Pflege zu finanzieren. Über ein Drittel der Bewohner*innen in Pflegeheimen ist bereits heute auf Sozialhilfe angewiesen. „Pflegebedürftigkeit darf nicht arm machen“, fasst Berndl zusammen.
Hintergrundinformationen zum Armutsbericht
Als armutsgefährdet gilt, wer mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) der Gesamtbevölkerung auskommen muss. Datengrundlage zur Ermittlung der Armutsgefährdungsquote ist der Mikrozensus, einer jährlich groß angelegten Befragung von Haushalten durch das Statistische Bundesamt.
Die Ergebnisse des Mikrozensus 2020 sind nur eingeschränkt mit den Vorjahreswerten vergleichbar. Aufgrund einer Umstellung des Mikrozensus‘ und durch coronabedingte Einschränkungen liegen für das Jahr 2020 keine regionalisierten Daten vor.
Weitere Informationen dazu finden Sie hier:
Die Neuregelung des Mikrozensus ab 2020 - Statistisches Bundesamt (destatis.de)
Im Gegensatz zum absoluten Armutsbegriff, der Armut an existentiellen Notlagen wie Obdachlosigkeit oder Hunger festmacht, ist die Armutsgefährdungsquote ein relativer Armutsbegriff. Das Konzept relativer Einkommensarmut geht davon aus, dass Armut in unterschiedlich wohlhabenden Gesellschaften unterschiedlich aussieht und durch gesellschaftlichen Ausschluss und mangelnde Teilhabe gekennzeichnet ist – nicht erst durch Elend.
Für einen Vergleich der Bundesländer legt der Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbands das mittlere Einkommen ganz Deutschlands zugrunde (Bundesmedian). Demnach lag die Armutsgefährdung in Bayern im Jahr 2020 bei 11,6 Prozent. (2019: 11,9 Prozent)
Um einen differenzierteren Blick auf die Situation in Bayern zu erhalten, verwendet der Paritätische in Bayern den Landesmedian, der das unterschiedliche Einkommensniveau berücksichtigt. Demnach lag die Armutsgefährdungsquote im Jahr 2020 bei 14,5 Prozent.
Von Armut am stärksten betroffen in Bayern 2020 (gemessen am Landesmedian)
Erwerbslose: 43,8 Prozent
Alleinerziehende: 35,2 Prozent
Menschen mit niedrigem Qualifikationsniveau: 29,8 Prozent
Menschen ohne dt. Staatsangehörigkeit: 27,3 Prozent
Familien mit drei und mehr Kindern: 26,8 Prozent
Einpersonenhaushalte: 26,4 Prozent
Frauen über 65: 23,8 Prozent
Menschen mit Migrationshintergrund: 22,9 Prozent
Rentner: 21,9 Prozent
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