Teilhabe braucht Flexibilität
06.05.2021 Themen Arbeit und Beschäftigung Inklusion Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen

Teilhabe braucht Flexibilität

Es sei in der Pandemie leichter geworden, über psychische Beeinträchtigungen zu sprechen, sagt Mara*. Denn seit Corona gäbe es in unserer Gesellschaft grundsätzlich ein größeres Bewusstsein für das Thema Erkrankungen. Woran es aber weiterhin fehle, das sind konkrete Angebote gerade auf dem Arbeitsmarkt, um Menschen mit psychischen Erkrankungen Teilhabe zu ermöglichen.

Foto: shocky Adobe Stock.com

Welche Barrieren begegnen Ihnen im Alltag?

Mir begegnen viele Vorurteile gegenüber psychischen Erkrankungen. Das Wort „geisteskrank“ wird ja auch häufig im Zusammenhang mit negativen Themen wie Kriminalität in den Medien verwendet. Das befördert Barrieren im Alltag.

Durch zeitweise auftretende depressive Schübe kann ich auch nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeiten. Obwohl ich den Rest der Zeit produktiv sein könnte und nur die Möglichkeit bräuchte, flexibel arbeiten zu können.

Wie haben sich die Barrieren in der Corona-Pandemie verändert? Sind es mehr Barrieren geworden oder weniger?

Es sind mehr Barrieren geworden. Meine psychische Erkrankung und die mit ihr einhergehende übersteigerte Angst davor, sich mit Corona zu infizieren oder jemand anderen mit Corona anzustecken, erschweren es mir, mich im öffentlichen Raum zu bewegen. Auch die depressive Symptomatik bzw. paranoide Vorstellungen haben sich durch die Corona-Pandemie verstärkt.

Allerdings gibt es seit der Pandemie auch mehr Verständnis für die Situation von Menschen mit psychischer Beeinträchtigung. Insbesondere auch wegen der Zunahme von „Long-Covid“-Fällen und weil unsere Gesellschaft in der Pandemie mehr in Kontakt kommt mit Menschen mit Beeinträchtigungen. Das größere Bewusstsein für das Thema Erkrankungen führt zu weniger Barrieren in Gesprächen.

Was wünschen Sie sich von unserer Gesellschaft und der Politik? Was kann jede*r Einzelne tun, um Barrieren zu beseitigen?

Ich wünsche mir mehr Berichterstattung darüber, vor welchen Herausforderungen Menschen mit psychischen und physischen Beeinträchtigungen stehen. Aber auch darüber, wie wir diese Herausforderungen bewältigen bzw. bewältigen können. Ich wünsche mir ein Umschwenken auf „New Work“-Modelle durch die Arbeitgeber und entsprechende Gesetze oder Anreize für Arbeitgeber.

Ein Beispiel wäre mehr „Remote Work“ mit einer flexiblen Einteilung der Arbeitszeiten. So wäre eine Anpassung an die jeweiligen psychischen oder physischen Beeinträchtigungen möglich und diese temporär produktiven Kräfte würden der Gesellschaft nicht verloren gehen. Und die dahinterstehenden Menschen mit Beeinträchtigung bekämen eine Chance, teil zu haben.

* Name von der Redaktion geändert

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