in guten wie in schlechten Zeiten zusammenzuhalten – das versprechen sich viele Menschen, wenn sie die Ehe eingehen. Momentan sind schlechte Zeiten: Es ist Krise, Corona-Krise. Krisen sind stressig, machen Angst und lähmen. In der Krise steckt die Gefahr, sich zu zerstreiten, in alte Muster zu verfallen. Und die zu vergessen, die es schon immer schwerer hatten, sich Gehör zu verschaffen: Arme Menschen, Kinder und Jugendliche oder Menschen mit Behinderungen.
Große Sorgen, dass wir riesige Rückschritte machen werden, macht sich Oswald Utz, Behindertenbeauftragter der Landeshauptstadt München. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, wie die Corona-Pandemie, rechte Kräfte und alte Vorurteile die Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen in unserer Gesellschaft erschweren und bedrohen. Welchen Vorurteilen sie wegen ihrer psychischen Erkrankung im Alltag begegnen, haben uns zwei Mitarbeiter*innen unserer Mitgliedsorganisation wabe erzählt.
Auch wir als Gesellschaft leben in einer Gemeinschaft. Wir können uns zwar nicht – wie in einer Ehe – aussuchen, mit wem wir zusammenleben. Wir haben aber trotzdem Verantwortung füreinander. Deshalb müssen wir uns auch daran messen lassen, wie wir in schlechten Zeiten mit Menschen mit Behinderungen umgehen. Sei es konkret beim Zugang zum knappen Impfstoff, der Barrierefreiheit von Impfzentren und sicheren Schutzmasken für gehörlose Menschen. Oder ganz grundlegend bei den individuellen Teilhabechancen: Jahrzehntelange Bemühungen um mehr Inklusion dürfen jetzt in der Krise oder danach nicht zunichtegemacht werden! Denn in der Krise steckt nicht nur die Gefahr, sondern auch immer die Chance, gemeinsam das Hier und Jetzt und die Zukunft besser zu gestalten.
Margit Berndl
Vorständin Verbands- und Sozialpolitik