Abschlussveranstaltung der KitaPolitikTage: Beste Kitas – gut für Bayern!

21.09.2023 Presse Fachbereich Kinder / Jugend / Familie Arbeit und Beschäftigung Kinder und Jugend Kita-Politik-Tage

Abschlussveranstaltung der KitaPolitikTage: Beste Kitas – gut für Bayern!

In vielen Kitas brennt es: Es fehlt an Personal, an Ausbildungsplätzen, an Geld. Seit 1. Juni 2023 engagiert sich ein breites Bündnis aus Kita-Trägern beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Bayern in der bayernweiten Kampagne KitaPolitikTage, um Lösungen für den dringenden Reformbedarf einzufordern. Mit einer Diskussionsveranstaltung am gestrigen Abend mit Abgeordneten des Bayerischen Landtags endet die Kampagne.

„Wir merken zunehmend, dass unsere Mitarbeitenden in große Zeitnot geraten, da Betreuungszeiten verkürzt werden, oder die Mitarbeitenden gar nicht erst einen Platz bekommen. Dann muss die Betreuung durch die Eltern erfolgen – die uns wiederum fehlen,“ berichtete Mathias Wesinger, Geschäftsführender Gesellschafter der Münchner Hagebaumärkte mit ca. 1.300 Beschäftigen. Der Fachkräftemangel in den Kitas verschärft so den Personalmangel in allen anderen Branchen. In seinem Eingangsstatement machte Wesinger deutlich, dass Bildungspolitik immer auch Wirtschaftspolitik ist. „Kindertagesbetreuung muss leicht zugänglich, verlässlich und flexibel sein, damit Bayern auch für Fachkräfte aus dem Ausland attraktiv ist.“

Wie wichtig es für unsere Gesellschaft ist, dass Kitas stabile und verlässliche Orte für Kinder sind, erläuterte Prof. Dr. Tina Friederich von der Katholischen Stiftungshochschule München: „Wir wissen seit Langem, dass gute Kitas familiäre Benachteiligungen ausgleichen. Eine nachlässige Kita-Politik schadet nicht nur der Wirtschaft, sondern ganz besonders den Kindern, die nicht von Hause aus die besten Entwicklungschancen haben. Mit Blick auf deren Bildungskarrieren können wir es uns schlicht nicht leisten, schon im Kindergarten einen Teil der Kinder zu verlieren.“

„Viele Vorschläge zur Verbesserung der extrem angespannten Situation in den Kitas liegen seit Langem auf dem Tisch. Die Umsetzung geht viel zu langsam voran,“ kritisierte Margit Berndl, Vorständin des Paritätischen in Bayern, und forderte: „Die Politik muss jetzt schnell und ambitioniert handeln! Kita-Politik muss in der kommenden Legislaturperiode zur Chefsache werden! Als allererstes muss die Betriebskostenlücke geschlossen werden, damit alle Kitas auskömmlich finanziert sind – unabhängig von der Finanzkraft der jeweiligen Kommune. Es darf keine frühkindliche Bildung und Betreuung nach Postleitzahl geben!“

Bei der Podiumsdiskussion wurden die Forderungen des Bündnisses mit den Landtagsabgeordneten Thomas Huber (CSU), Doris Rauscher (SPD), Florian Siekmann (Grüne), Julika Sandt (FDP) und Gabi Schmidt (FW) sowohl breit als auch in fachlicher Tiefe diskutiert. In drei Diskussionsrunden wurden Fragen zur kurz- und langfristigen Abmilderung des akuten (Fach-)Personalmangels, zur Aus- und Weiterbildung und zur Sicherung einer bayernweit auskömmlichen Finanzierung debattiert. Trotz des großen Problembewusstseins aller gab es Unterschiede. Kontrovers wurde die Diskussion, als Martina von Dewitz, Geschäftsführerin des Trägers servusKiDS gGmbH, den fehlenden roten Faden in der Richtlinienförderung bemängelte. Immer nur Stückwerk und befristete Verträge der Teamkräfte und dem sogenannten Verwaltungsbonus seien keine Perspektive.

Axel Geißendörfer, Geschäftsleiter von FRÖBEL in Bayern, wurde noch klarer in seiner Kritik. Er sprach von einem ständigen Verantwortungspingpong zwischen Land und Kommunen, was zu Stillstand führe. Die Zeche des unterfinanzierten bayrischen Kita-Systems zahlen die Kinder und Eltern.

Doloris Keller von den PariKitas betonte wie wichtig die Ausbildung als Stellschraube gegen den Fachkräftemangel ist. Die Auszubildenden brauchen eine gute Begleitung und Anleitung in den Einrichtungen. Für diese Aufgabe benötigen die Praxismentor*innen eine gute Vorbereitung und ausreichend Zeit und die Kita-Träger eine gesicherte und auskömmliche Refinanzierung.

Dr. Jochen Walter von der Stiftung Pfennigparade warb für einen Bewusstseinswandel. Er berichtete davon, Politikerinnen und Politiker sprechen häufig vom Kuchen, von dem alle immer und immer mehr haben wollen. Dabei backen doch gerade die Kita-Träger diesen Kuchen entscheidend mit, so Dr. Walter.

Die Politiker*innen waren sich einig, dass die Finanzierung in der kommenden Wahlperiode dringend angegangen werden muss. Sie versprachen, die Forderungen aus den KitaPolitikTagen mitzunehmen und in die kommende Arbeit einzubeziehen. „Wir nehmen Sie beim Wort!“, so Berndl abschließend.

Insgesamt zieht das Bündnis KitaPolitikTage eine positive Bilanz der Kampagne. Zwischen dem Internationalen Kindertag am 1. Juni und dem Weltkindertag am 20. September 2023 haben 17 freie Träger über 100 Politiker*innen und Kandidierende zur Landtagswahl eingeladen, Teil eines Kita-Teams zu werden. Viele sind der Einladung gefolgt. Sie konnten erleben, was frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung im Alltag von Kindern und Kita-Personal bedeuten – und was es braucht, um dies auch für die Zukunft sicherzustellen.

Das Bündnis fordert u.a. bayernweit die gleichen finanziellen Rahmenbedingungen, einen kostenfreien Ausbau der Aus- und Weiterbildung sowie der Studienplätze, eine flächendeckende und unbefristete Entlastung der Fachkräfte durch Unterstützungs- und Verwaltungskräfte, die Refinanzierung von Fach- und Führungskarrieren sowie eine bessere Honorierung von Leitungsaufgaben. Die vereinfachte Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse und die Erweiterung des Fachkräftekatalogs gehören ebenso zu den zentralen Forderungen des Bündnisses, um den Fach- und Arbeitskräftemangel in den Kitas zu lindern.

Die Forderungen des Bündnisses und eine Dokumentation der Hospitationen finden Sie unter www.kitapolitiktage.de

Zu den Initiatoren

Der Paritätische in Bayern ist einer der sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege. Dem Paritätischen in Bayern haben sich rund 800 Mitgliedsorganisationen angeschlossen, die in allen Bereichen der Sozialen Arbeit tätig sind. Darunter sind zahlreiche Träger von Kindertageseinrichtungen. Außerdem ist der Verband selbst Träger von sozialen Einrichtungen. Der Paritätische ist parteipolitisch und konfessionell unabhängig und an keine Weltanschauung gebunden. Mehr Informationen unter: www.paritaet-bayern.de

FRÖBEL ist Deutschlands größter überregionaler freigemeinnütziger Träger von Kindertageseinrichtungen. FRÖBEL betreibt aktuell 234 Krippen, Kindergärten, Horte und weitere Einrichtungen in zwölf Bundesländern. Mehr als 5.300 Mitarbeitende arbeiten gemeinsam für die beste Bildung, Erziehung und Betreuung von über 20.500 Kindern. Mehr Informationen unter: https://www.froebel-gruppe.de/

Pfennigparade: Seit die Pfennigparade Anfang der 1950er Jahre als Bürgerbewegung zur Bekämpfung der Polioepidemie gegründet wurde, begleiten wir Menschen mit Körperbehinderung und anderen Beeinträchtigungen. Mittlerweile in allen Lebensphasen und Lebenswelten. Unsere maßgeblichen Ziele sind Inklusion und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung. In der Lebenswelt Bildung arbeiten in zwei Schulen sowie acht inklusiven Kitas mehr als 450 Mitarbeitende in der Betreuung von rund 1000 Kindern. Mehr Informationen unter: www.pfennigparade.de

PariKita – der Paritätische Bayern: Die gemeinnützige Paritätische Kindertagesbetreuung GmbH engagiert sich seit über 30 Jahren im Bereich der Kindertagesbetreuung. In 64 eigenen Einrichtungen und Kooperationen mit Firmen und Kommunen werden etwa 3.000 Kinder im Altern von null bis zwölf Jahren im Großraum München, Nürnberg und Regensburg betreut. Mehr Informationen unter: https://www.parikita.de/

 

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