Paritätischer Armutsbericht: Arme werden ärmer

29.04.2025

Einkommensarme Menschen haben in den vergangenen Jahren an Kaufkraft verloren. Insgesamt ist fast jede sechste Person in Deutschland von Armut betroffen. Zwar ist Bayern Schlusslicht in der Reihe der Bundesländer – hier ist etwa jede achte Person von Armut betroffen – dennoch gibt es auch hier bedenkliche Entwicklungen.

München – Einkommensarme Menschen sind in den vergangenen Jahren ärmer geworden, so das Ergebnis des neuen Paritätischen Armutsberichtes. Während das mittlere Einkommen von Personen unterhalb der Armutsgrenze im Jahr 2020 noch bei 981 Euro im Monat lag, waren es im Jahr 2024 preisbereinigt nur noch 921 Euro.

„Die Zahlen belegen, was viele Menschen mit geringem Einkommen schon lange im Alltag spüren: Die Armen werden ärmer“, so Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes. Zwar belegt Bayern im Armutsvergleich der Länder mit 11,8 Prozent den letzten Platz, dennoch ist die Verschärfung der Armutssituation auch hier greifbar – besonders in strukturschwachen Gebieten. „Auch im vermeintlich wohlhabenden Bayern müssen prekäre Lebenssituationen politisch wahrgenommen werden. Davon gibt es hier mehr als genug. Das gilt gleichermaßen für Menschen knapp über der Armutsgrenze. Denn auch bei ihnen wirken sich die steigenden Kaufkraftverluste massiv auf ihren Alltag aus. Sie kommen mit ihrem wenigen verfügbaren Einkommen kaum über die Runden“, erläutert Margit Berndl, Vorständin des Paritätischen in Bayern.

Der Paritätische sieht neben auskömmlichen Erwerbseinkommen insbesondere Handlungsbedarf bei der Bekämpfung von Wohn- und Familienarmut, der armutsfesten Ausgestaltung der Rentenversicherung und dem Ausbau der Grundsicherung. „Armutsvermeidung hat verschiedene Stellschrauben. Unabdingbar ist, dass soziale Sicherungssysteme wie die Rente endlich armutsfest entwickelt werden müssen“, so Berndl.

Insgesamt müssen 2024 dem neuen Armutsbericht zufolge 15,5 Prozent der Bevölkerung zu den Armen gezählt werden. Die Armutsquote stieg um 1,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr an. Von Armut betroffen sind dabei insbesondere Alleinerziehende, junge Erwachsene und Rentner*innen, wobei die Altersarmut stark weiblich geprägt ist.  

Der Armutsbericht weist auch die Zahl derer aus, die in erheblicher materieller Entbehrung leben: 5,2 Millionen Menschen – darunter 1,1 Millionen Kinder und Jugendliche sowie 1,2 Millionen Vollzeiterwerbstätige – können sich etwa nicht leisten, die Wohnung warm zu halten oder alte Kleidung zu ersetzen. 

Der Bericht zeigt im Vergleich der Bundesländer große regionale Unterschiede: Während in Bayern etwa jede achte Person von Armut betroffen ist (11,8 Prozent), ist es in Sachsen-Anhalt mehr als jede fünfte (22,3 Prozent) und in Bremen sogar jede vierte Person (25,9 Prozent). 

Positiv entwickelt hat sich die Zahl der Erwerbstätigen in Armut: Hier zeigt der Bericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes einen leichten Rückgang. Ausschlaggebend für diese Verbesserung sei aus Sicht des Verbandes die Erhöhung des Mindestlohnes sowie die Reform des Wohngeldes. 

Der Paritätische Armutsbericht 2025 ‚Verschärfung der Armut‘ ist der erste Teil einer neuen Reihe von Armutsberichten mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten. Der Bericht stützt sich dabei insbesondere auf die Mikrozensus-Unterstichprobe zu Einkommen und Lebensbedingungen vom Statistischen Bundesamt MZ-SILC. Der nächste Teil der Paritätischen Armutsberichterstattung widmet sich dem Thema Kinderarmut.

Mehr Informationen und der Bericht zum Download: www.der-paritaetische.de/armutsbericht


Ansprechpartnerin für die Presse:
Gabriele Dorby | 089 30611-245 | presse@paritaet-bayern.de

Über den Paritätischen Wohlfahrtsverband in Bayern

Der Paritätische in Bayern ist einer der sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrts­pflege. Dem Landesverband haben sich rund 800 Mitgliedsorganisationen angeschlossen, die in allen Bereichen der Sozialen Arbeit tätig sind. Der Paritätische ist zudem selbst Träger sozialer Einrichtungen und unterhält bayernweit diverse Pflegeeinrichtungen. Er ist parteipolitisch und konfessionell unabhängig und an keine Weltanschauung gebunden. Mehr Infos: https://www.paritaet-bayern.de/

 

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